Nur einen Moment

„Wir können zwar die „Gegenwart“ weiter einengen auf die Stunde, die Minute, die Sekunde, den Bruchteil einer Sekunde – doch schon hört dieser Teil auf, die Gegenwart zu sein. Es ist nur dieser eine Moment. Die Vergangenheit ist vorbei, die Zukunft steht danach noch aus. Es gibt nicht die gesonderte Gegenwart, aber ohne die Vorstellung von Gegenwart können wir „Vergangenheit“ und „Zukunft“ nicht für uns als solche identifizieren. Zeit vergeht und geht ohne Unterlass, sie schreitet immer weiter voran.“

(Dalai Lama)

Die verborgene Zeit

„In unserem Körper tickt eine verborgene Uhr. Sie steuert alle Vorgänge im Leib, lotst uns präzise durch  Tag und Nacht. Die Körperzeit regelt Blutdruck, Hormone  und Magensäfte, lässt uns müde werden und wieder erwachen. Sie arbeitet im perfekten Gleichtakt mit den besten mechanischen Uhren, denn das natürliche Chronometer ist ein Wunderwerk an Genauigkeit.

Doch, obwohl unsere Körperzeit unser ganzes Dasein steuert, ist sie nicht die Zeit,  die wir empfinden. Das  Bewusstsein erzeugt sich seine eigene Zeit – die innere Zeit. Sie ist gleichsam der Puls unserer Seele. An ihr messen wir alles, was wir wahrnehmen, denken und empfinden.

Die innere Uhr ist unabhängig vom Lauf der mechanischen ebenso der biologischen Uhren.“

(Quelle: Stefan Klein –  Zeit, der Stoff aus dem das Leben ist, Fischer Taschenbuch, 2008)

 

Herbstleuchten

Der Herbst wärmt uns mit seinen bunten Farben und lässt uns nach einem regen Jahr langsam zur Ruhe kommen. Es ist die Zeit der Ernte. Die Natur bereitet sich auf ihre Ruhephase vor. Auch wir sollten diese Zeit nutzen um noch wichtige Dinge zu erledigen.

Beeren

Zeitgespräche – Gut Ding will Weile haben

Geht das heute überhaupt noch, ist es möglich den Dingen Zeit zu geben oder ist es nicht gerade heutzutage besonders wichtig dies zu tun?

Vorschnelle Entscheidungen bergen ein hohes Fehlerpotential, sowie in der Autoindustrie bereits mehrmals geschehen. Aber auch in anderen Prozessen führen schnelle „Lösungen“ nicht zu der erhofften Wirkung.

Wir kennen es selber, machmal lösen sich die Dinge von ganz alleine. Manchmal Bedarf es Mut, Umsicht und Weitsicht Entwicklungen zu ermöglichen oder für den Moment nicht zu handeln, damit etwas Neues entstehen kann. Trauen Sie sich den getriebenen Aktionismus, der uns oft in der Arbeitswelt umgibt, zu unterbrechen. Langfristig entstehen dadurch deutlich nachhaltigere Ergebnisse. Es gibt Ihnen die Möglichkeit für einen entspannteren Umgang mit den Inhalten. Es muss nicht, wie heute überall suggeriert, alles sofort gelöst, umgesetzt und verwirklicht werden.

Denken Sie ruhig noch einmal darüber nach!

Zeitgespräche – Zeit und Gesundheit

Vortrag im Rahmen des 18. Naturheiltages der VHS Bochum
23. Januar 2016 / 10.15 Uhr / Raum 1011

Ich habe Zeit!

Wir leben in einer Zeit kontinuierlicher Beschleunigung und einer zunehmenden Zeitverdichtung, die zu einer immer stärkeren gesundheitlichen Belastung führt. Viele Erkrankungen haben ihren Ursprung im Umgang mit der Zeit. Wie kann eine gesunde und ausgeglichene Zeitkompetenz aussehen?

Wir sind selber Meister unserer Zeit! Es ist wichtig wieder einen eigenen Rhytmus zu finden zwischen schnellen und langsamen Zeiten. Einen Blick zu finden für das Wesentliche.

Womit möchte ich eigentliche meine Zeit verbringen?
Worauf kann ich getrost verzichten?
Und aus welcher Zeitkultur komme ich eigentlich?

Es lohnt sich, sich etwas Zeit für die Zeit zu nehmen, das führt langfristig zu mehr Ausgeglichenheit und einer stabileren Gesundheit.

In diesem Sinne freue ich mich auf Ihr Erscheinen!

Heike Rößler, Zeitberaterin und Coach

Zeitgespräche – Umgang mit der Zeit

„Der Papalagi (*Europäer, Weiße) ist immer unzufrieden mit seiner Zeit und er klagt den großen Geist dafür an, dass er nicht mehr gegeben hat. Ja, er lästert Gott und seine Weisheit, indem er jeden Tag nach einem ganz gewissen Plan teilt und zerteilt. Er zerschneidet ihn gerade so, als führe man kreuzweise mit einem Buschmesser durch eine weiche Kokusnuss. Alle Teile haben ihren Namen: Sekunde, Minute, Stunde. Die Sekunde ist kleiner als die Minute, diese kleiner als die Stunde, und man muss sechzig Minuten und noch viel mehr Sekunden haben, ehe man soviel hat wie eine Stunde.

Es gibt in Europa nur wenige Menschen, die wirklich Zeit haben, vielleicht gar keine. Daher rennen auch die meisten durch das Leben wie ein geworfener Stein. Fast alle sehen im Gehen zu Boden und schleudern die Arme weit von sich, um möglichst schnell voranzukommen. Wenn man sie anhält, rufen sie unwillig: „Was must du mich stören, ich habe keine Zeit, sieh zu, dass du die deine ausnützt!“ Sie tun gerade so, als ob ein Mensch, der schnell geht, mehr wert sei und tapferer als der, welcher langsam geht.

Ich glaube, die Zeit entschlüpt ihm wie eine Schlange in nasser Hand, gerade weil er sie zu sehr festhält. Er lässt sie nicht zu sich kommen. Er jagt immer mit ausgestreckten Händen hinter ihr her, er gönnt ihr die Ruhe nicht, sich in der Sonne zu lagern. Sie soll immer ganz nahe sein, soll etwas singen und sagen. Die Zeit ist aber still und friedfertig und liebt die Ruhe und das breite Lagern auf der Matte. Der Papalagi hat die Zeit nicht erkannt, er versteht sie nicht, und darum misshandelt er sie.“
(Quelle: Der Papalagi, Die Reden des Südsee-Häuptlings Tuiavii aus Tiavea, Erich Scheurmann)

Zeitgespräche – Der Wald

„Ob Johann Wolfgang von Goethe, Ludwig Tieck oder Joseph Eichendorff – alle durchwanderten den Wald auf der Suche nach dem Moment der wahren Empfindung, wo Mensch und Natur im Einklang sind. Im Märchen der Gebrüder Grimm ist der Wald Ort der Verlockung, aber auch des Verderbens: Unwiderstehlich leuchtet im Halbdämmer der Stämme das Knusperhäuschen, doch im Dickicht fladert auch der Widerschein des Hexenfeuers.

Im Wald finden wir zu den Empfindungen unserer Kindheit zurück. Baumhaus bauen, höher, immer höher, Erdhöhlen graben, tiefer, immer tiefer. All die schwankenden Kronen, an denen wir Ausguck hielten nach dem Leben, das auf uns zutoste. Heute kämen wir kaum bis zum ersten Ast. Aber wir können uns auf die bemooste Wurzel setzen und uns geerdet fühlen.

Die Stille im Wald ist uns Refugium vor lärmend kreiselnder Welt. Die Hölle ein piependes Großraumbüro, das Paradies eine Waldlichtung im Funkloch.“
(Quelle: Stern Nr.43/2015, Die Magie des Waldes, Stephan Maus, Textauszug)

Baumwurzel

Zeitgespräche – Muße

Muße ist eine Zeit, die nach eigenen Wünschen gestaltet werden kann und nicht zweckgebunden ist. Unser Freizeitverhalten entspricht dem bei weitem nicht mehr und auch in den Arbeitsprozessen darf es diese Zeit nicht geben. Sie wäre ja vermeintlich unproduktiv. Zu sehr wird damit ein sich Treiben lassen oder gar Faulheit verbunden. Dabei ist dies absolut nicht der Fall. Um uns selber zu betrachten oder Dinge zu entwicklen, ist gerade diese Zeit Gold wert. Alle Bereiche des Lebens können davon profitieren.

In einem Interview mit Dr. Yilmaz Dziewior (Direktor des Museums Ludwig, Köln) las ich dazu folgendes:

„Muße bedeutet für mich eine Zeit des Rückzugs aus dem Alltäglichen. Wenn es darum geht zu überlegen, was die nächste Ausstellungsprojekte sein könnten oder einen Text für einen Kunstkatalog zu schreiben, dafür brauche ich Muße. – Auch zur Kontemplation, die nicht zweckgebunden ist, sondern bedeutet, sich ruhig in etwas zu versenken und intensiv damit auseinanderzusetzen, ist Muße notwendig.“

„Ein Museumsbesuch beinhaltet dieses Element der Muße, denn es ist ein Herausziehen aus dem Alltag, indem man einen Raum betritt, der gezielt einen andere Wahrnehmung ermöglicht. Unser Alltag ist in der Regel von vielen Sinneseindrücken und einem hohen Tempo geprägt. Das Museum kann entschleunigen.“
(Quelle: a tempo, September 2015, Kunst „lesen“ lernen, Yilmaz Dziewior im Gespräch)