„Nur wo du zu Fuß warst,
bist du auch wirklich gewesen.“
(J.W.v Goethe)
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Zeitgespräche – Herbstanfang
Man kann es schon seit geraumer Zeit wahrnehmen, die Natur verwandelt sich. Morgen mit dem Herbstanfang ist es dann auch kalendarisch festgelegt. Die Tag- und Nachtgleiche ist der Zeitpunkt, an dem sich die Pflanzen auf die winterliche Ruhephase vorbereiten. Die Natur kommt in einen anderen Rhythmus. Die Blätter färben sich und die Nährstoffe werden in den Wurzeln gespeichert. Neue Pflanzungen haben jetzt in dem noch warmen Boden genügend Zeit ihr Wurzelwerk auszubreiten, um dann im Frühjahr kraftvoll in den Neuaustrieb zu gehen. Das ist der natürliche Rhythmus der Pflanzen.
Was heißt das für unseren Alltag? Die sommerliche Betriebsamkeit legt sich langsam. Auch unser Rhythmus verändert sich und wir sollten für mehr Ruhephasen in unserem täglichen Tun sorgen. Die Tage werden deutlich kürzer, die ersten Kerzen werden wieder angezündet und wir können es uns zuhause gemütlich machen. Der Herbst mit seinen bunten Blättern und Beeren erinnert noch einmal an das Leuchten der Sommersonne. Eine wunderbare Jahreszeit in meinen Augen.
Zeitgespräche – Einfach leben
„Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen.“
so sagte bereits Konfuzius, chinesischer Philosoph, ungefähr 551 v. Chr. bis 479 v. Chr..
Wir leben in einer Zeit, in der wir eigentlich in einer permanenten Reizüberflutung und einem enormen Druck leben. Das Arbeitsleben fordert von uns viel und auch unser Freizeitverhalten trägt oftmals nicht mehr wirklich zur Entspannung bei. „Eine europaweite Onlinebefragung ergab unter den 4491 Teilnehmern, dass 61 Prozent auch im Urlaub ihre E-Mails beantworten. Nur wenige handeln dabei im Auftrag des Arbeitgebers, die meisten aus eigenem Antrieb.“ (Quelle: Psychologie heute / Heft 42 / 2015)
Muss das so sein und was bedeutet „Einfach leben“ eigentlich. Haben Sie schon einmal für sich darüber nachgedacht, was Sie in Ihrem Leben getrost streichen können? Einfach leben könnte bedeuten:
- achtsamer mit den Dingen im Alltag umgehen
- den Moment wieder wahrzunehmen
- einen persönlichen Zeitrhythmus zu finden
- auch einmal NEIN sagen zu den vielen Möglichkeiten
- den Blick für das Wesentliche schärfen
- die Natur wieder betrachten
- Rhythmus und Rituale pflegen
Auch wenn der Alltag vermeintlich keinen Raum dafür lässt, so kann ein erster Schritt schon den Anfang bedeuten. Nehmen Sie sich eine Tasse Tee und lassen den Blick über die sich nun langsam färbenden Blätter streichen. Schon der Anblick der Natur wirkt beruhigend.
So einfach kann es sein einen Moment der Ruhe zu finden.
Zeitgespräche – Ungeduld schadet
Ein chinesischer Bauer hatte sein Reispflänzchen zur rechten Zeit in den Boden eingebracht und versäumte keinen Morgen zum Feld zu gehen, um nach dem Gedeihen der noch zarten Halme zu schauen. Die Voraussetzungen dazu waren gut: Er hatte gedüngt, fleißig gewässert und auch die Pflanze sicher und fest in den Boden gedrückt. Die Sonne schien und die Luft war lau und mild.
Zwei Wochen gingen ins Land, unser Bäuerchen wurde ungeduldig. Die Pflanzen schienen nur wenig größer geworden zu sein. Er sann auf ein Mittel den Trieb zu beschleunigen. Da kam ihm die Idee: Täglich zog er ein bisschen an den Halmen.
Als er am siebten Tag auf das Feld kam, was musste er sehen?
Die Pflänzchen lagen welk und entwurzelt im Wasser und er musste mit seiner Arbeit von vorne beginnen. (Verfasser unbekannt)
Zeitgespräche – Zeit und Achtsamkeit
Glückssucher
Aller Anfang des Glücks und unsere Suche danach ist die Zeit.
Es beginnt mit unserer Geburt.
Den Augenblick zu leben ist das große Geheimnis.
(Verfasser unbekannt)
Zeitgespräche – Stundenrhythmus
In dem Dorf an unserem Urlaubsort gab es eine kleine entzückende Kirche. So verschlafen dieser Ort auch wirkte, besonders bei den in diesem Sommer doch extrem hohen Temperaturen, holte uns der Glockenschlag dieser Kirche immer wieder in die Zeit zurück. Im Viertelstundenrhythmus erfüllte der Klang der Glocken den kleinen Ort und das Tal. Dabei unterschied sich der Klang zur vollen Stunde deutlich von den anderen Zeiten. Der Blick auf die Uhr war gar nicht mehr nötig. Dieser Ort gab einem das Gefühl in einen ganz anderen Ablauf eingebettet zu sein. Um 20.00 Uhr ertönte immer ein wunderschönes Glockenspiel. Das Tagewerk war vollbracht und die Zeit der Beschaulichkeit brach an. Wir haben uns an diesem Ort sehr aufgehoben gefühlt. Der wohlklingende Rhythmus und Klang gab uns Ruhe und Halt. Kirchtürme zeigen uns schon lange die Zeit an und tun es noch heute in stetiger Verlässlichkeit. Mir wurde dabei wieder deutlich wie wichtig ein Rhythmus in unserem Alltag ist und wie hilfreich in dieser doch so dynamischen Zeit. Das lässt sich auf viele Dinge in unserem Alltag übertragen und birgt die Möglichkeit wieder mehr Ruhe in unserer gehetzten Zeit zu finden.
Zeitgespräche – Unerreichbarkeit
Die Ferien nähern sich dem Ende und haben Ihnen hoffentlich viel Erholung und Ruhe gebracht. So waren Sie vielleicht auch mal unerreichbar für die Dinge, die Sie sonst täglich umgeben und Ihren Alltag prägen.
Das Magazin „Die Zeit“ hat vor kurzem das Thema Unerreichbarkeit aufgegriffen unter dem Titel „Schalt.Mich.Aus.“ Der Bericht dazu im Zeit-Magazin/Nr. 29 vom 16. Juli 2015 von Jürgen von Rutenberg lautete „Zurück in die Gegenwart“ und spricht von den Momenten und Augenblicken, die oftmals verloren gehen, da wir gedanklich durch unsere Smartphones immer gleichzeitig woanders sind – auch im Urlaub. Ein sehr lesenswerter Artikel, der zum Nachdenken anregt und Beispiele für einen anderen Umgang zeigt. So gibt es seit einem halben Jahr Steinharts Offtime-App. Zwar nutzt diese App das Medium Handy, doch das Programm bietet die unterschiedlichsten Möglichkeit, die eigene Erreichbarkeit wieder selber zu steuern. „-vom vorübergehende Sperren einzelner Apps und Nachrichtenkanälen bis zum vollständigen Deaktivieren des Geräts über Stunden und Tage – ohne jede Möglichkeit, diese Entscheidung beim ersten Wankelmut wieder rückgängig zu machen. In der Zwischenzeit antwortet die App auf Anrufe und SMS- Nachrichten mit beruhigenden und vertröstenden Mitteilungen“, so der Bericht.
Ich finde, es ist an der Zeit zu begreifen, dass nur wir selber den Einfluss darauf haben unser Zeitkontingent wieder mit unseren Bedürfnisse zu füllen, dem Sehnen nach unverplanter Zeit und Ruhe. Fangen Sie einmal an zu stöbern, sie werden viele Möglichkeiten für sich finden. Es ist gar nicht so schwer, es muss ja nicht gleich die App sein.
Zeitgespräche – Erholung
Die Sommerferien stehen vor der Tür, auch wenn das Wetter es noch nicht vermuten lässt. Das Bedürfnis nach Erholung ist groß und die Perspektive auf eine Pause vom Arbeitsleben und Alltagsstress ist in Sicht und lässt aufatmen. Was planen Sie für Ihre Erholung ein?
„Erholung ist ein Begriff, der ursprünglich aus der Medizin kommt und „wieder gesund werden“ bedeutet. Mit Erholung wird allgemein ein Vorgang bezeichnet, wenn sich ein biologischer Organismus nach einer anstrengenden Tätigkeit, nach körperlicher Ermüdung und geistiger Erschöpfung, aber auch von Verletzungen und Krankheiten durch Ruhepausen wieder regeneriert und Kräfte sammelt. Zur Erholung gehört also hauptsächlich der Schlaf, Ruhepausen (eines der ältesten Mittel gegen Erschöpfung bei andauernden, anstrengenden Tätigkeiten) und Rekonvaleszenz.“ (Quelle:Wikipedia)
Das Bedürfnis nach Erholung wurde in die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ der Vereinte Nationen aufgenommen. Da heißt es unter Artikel 24:
„Jeder hat das Recht auf Erholung und Freizeit und insbesondere auf eine vernüftige Begrenzung der Arbeitszeit und regelmäßig bezahlten Urlaub.“
Viele Urlaube sind jedoch oft genauso durchgeplant wie unser Alltag. Wichtig ist es die Gewohnheit des stetigen Abhandelns, wie wir es aus dem Alltag kennen, zu unterbrechen. Geben Sie sich einfach mal die Möglichkeit die Seele baumeln zu lassen. Genießen Sie die Natur, nehmen Sie sich Zeit für ein Gespräch oder kochen Sie doch einfach mal wieder zusammen. Mit diesen Gedanken wünsche ich Ihnen eine schöne Sommerzeit und im wahrsten Sinne des Wortes erholsame Ferien.
Zeitgespräche – Der Baum
Für unsere Vorfahren
war es selbstverständlich,
dass sie der Baum mit seinem Holz
sprichwörtlich von der Wiege
bis zur Bahre
ein ganzes Leben lang begleitet.
In nahezu allen Kulturen der Welt
besaß er eine das ganze Leben
umfassende symbolhafte Funktion.
In ihm erblickt man ein Gleichnis
des Lebens und seiner Gesetze,
ein Symbol für Wandel
und gleichzeitig Beständigkeit,
Entstehen und Vergehen,
Heil und Verderben.
(Matthias Schilling)
Zeitgespräche – Makellosigkeit
Unser Leben ist geprägt von der Strategie „Alles ist möglich“, dazu noch geschnürt in ein optimales Paket der absoluten Makellosigkeit. Mit dem entsprechenden Willen und eiserner Disziplin lässt sich dies, so scheint es bewältigen.
Wer sagt, dass es so zu sein hat? Wer legt eigentlich die Regeln fest? Oder sind wir nicht eher Bestandteil eines Räderwerkes, dass sich immer schneller dreht und vermeintlich nicht mehr die Möglichkeit gibt etwas zu verändern?
Nataly Bleuel schreibt dazu in Ihrem neuen Buch folgendes: „Ich verinnerlichte die „Kultur der Makellosigkeit“. So nennt es der Kulturkritiker Robert Pfaller. Es ging nicht mehr um Geselligkeit, um die Freude am Andersartigen und an der Vielfalt, um das Schöne und das Gute. Sondern um die Kontrolle des Ich. Das Leben hat auf Kosten und Nutzen hin kalkuliert zu werden. Auf Gewinn.
Also riss ich mich zusammen und hielt mich selbst für korrigierbar. Morgens um halb sieben stand ich auf, ich lief zum Yoga, zum Therapeuten und vielen anderen Reparaturwerkstätten mit Spa und Wellnessabteilung, die mich über das Wochenende schnell soweit herstellten, dass ich am Montag wieder zur Arbeit konnte, zum Elternabend und weiter durch mein adrettes Leben.
Ich wirkte auf mich wie eine Karrikatur meines Selbst. Von dem ich immer öfter nicht mehr wusste, wer oder was es war. Das ich immer abstoßender fand. So sehr, dass ich mich manchmal ermahnen – lassen – musste: Jetzt mach doch mal halblang! Wenn es der Mann an meiner Seite sagte, wurde ich wütend. Wer sollte den Laden denn sonst schmeißen? Wenn es meine Eltern sagten, dachte ich: Bei euch war eben noch alles anders! Und wenn es meine Freundin sagte, blickte ich aus dem Fenster und zischte, vorbei an dem Kloß, der sich im Hals ballte, „Aber wie denn?“
(Quelle:Nataly Bleuel, Ich will hier raus, Herder Verlag)