Zeitgespräche – Muße

Muße ist eine Zeit, die nach eigenen Wünschen gestaltet werden kann und nicht zweckgebunden ist. Unser Freizeitverhalten entspricht dem bei weitem nicht mehr und auch in den Arbeitsprozessen darf es diese Zeit nicht geben. Sie wäre ja vermeintlich unproduktiv. Zu sehr wird damit ein sich Treiben lassen oder gar Faulheit verbunden. Dabei ist dies absolut nicht der Fall. Um uns selber zu betrachten oder Dinge zu entwicklen, ist gerade diese Zeit Gold wert. Alle Bereiche des Lebens können davon profitieren.

In einem Interview mit Dr. Yilmaz Dziewior (Direktor des Museums Ludwig, Köln) las ich dazu folgendes:

„Muße bedeutet für mich eine Zeit des Rückzugs aus dem Alltäglichen. Wenn es darum geht zu überlegen, was die nächste Ausstellungsprojekte sein könnten oder einen Text für einen Kunstkatalog zu schreiben, dafür brauche ich Muße. – Auch zur Kontemplation, die nicht zweckgebunden ist, sondern bedeutet, sich ruhig in etwas zu versenken und intensiv damit auseinanderzusetzen, ist Muße notwendig.“

„Ein Museumsbesuch beinhaltet dieses Element der Muße, denn es ist ein Herausziehen aus dem Alltag, indem man einen Raum betritt, der gezielt einen andere Wahrnehmung ermöglicht. Unser Alltag ist in der Regel von vielen Sinneseindrücken und einem hohen Tempo geprägt. Das Museum kann entschleunigen.“
(Quelle: a tempo, September 2015, Kunst „lesen“ lernen, Yilmaz Dziewior im Gespräch)